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Bitcoin und Blockchain im Online-Handel

Das Potential der Blockchain-Technologie im E-Commerce geht weit über die Einbindung von Bitcoin als neue Zahlungsmethode hinaus und betrifft nicht nur die Online-Händler selbst.

Bitcoin & Co. als Zahlungsart

Eine gewisse Nachfrage an der Zahlungsmethode Bitcoin ist kundenseitig vorhanden. Einige Online-Shops bieten bereits diese Zahlungsart an. Das kann sich hinsichtlich der Transaktionskosten sogar lohnen. Für Kreditkartenzahlungen fallen bis zu drei Prozent Gebühren an. Die Abwicklung der Bitcoinzahlungen kann mit einer Gebühr in Höhe von einem Prozent realisiert werden. Für international aufgestellte Online-Shops entfällt zudem die Wechselgebühr für Fremdwährungen. Zu beachten gilt, dass der Wert des Bitcoin und anderer Kryptowährungen sehr volatil sein kann. Es ist daher wichtig, dass der Produktpreis zum aktuellen Kurs umgerechnet und nach Zahlunsgeingang umgehend in die bevorzugte FIAT-Währung wie Euro oder Dollar zurückgetauscht wird.

 

Als Online-Händler ist es gar nicht so schwer eine digitale Währung als Zahlungsart aufzunehmen. Anbieter wie BitPay oder Coinbase bieten Out-of-the-Box-Lösungen. BitPay bietet beispielsweise integrierte Lösungen für manche Online-Marktplätze wie Shopify sowie Plugins für viele gängige Shopsysteme von Magento bis WordPress. Als Händler benötigst du also nur noch einen Account und installierst das Plugin. Auch das oben beschriebene Volatilitätsrisiko entfällt mit einer solchen Lösung.

 

Nachnahmegebühren könnten dank Smart-Contracts entfallen

Manche Kunden zahlen gerne per Nachnahme, d.h. Ware gegen Geld. Die Rechnung wird dann vom Zusteller kassiert, auf ein Bankkonto eingezahlt und an das Bankkonto des Händlers überwiesen. Dafür fallen relativ hohe Gebühren an. Das ist logisch, da an diesem Prozess mindestens der Paketzusteller und zwei Geldinstitute beteiligt sind.

 

Ein kleines Zukunftsszenario ist der Einsatz sogenannter Smart-Contracts zur Abwicklung von Zahlungen per Nachnahme. Ein Smart-Contract ist, vereinfacht formuliert, eine digitale Übereinkunft, welche auf einer Blockchain ausgeführt wird. In diesem Fall wäre die Übereinkunft, dass bei Übergabe der Ware eine Zahlung in einer definierten Höhe automatisch ausgeführt wird. In der Praxis hieße das: Die Übergabe des Pakets wird per App registriert und löst die Zahlung in einer digitalen Währung automatisch aus. Weder der Kassiervorgang durch den Zusteller noch ein Finanzinstitut wären notwendig. Die technische Grundlage dazu ist bereits vorhanden und es ist nur eine Frage der Zeit, bis es eine praxistaugliche Anwendung für dieses Szenario geben wird.

 

Kundenbindung

Über die Zahlungsfunktion hinaus ergeben sich noch ganz andere Potentiale der Blockchain-Technologie. Der Internet-Gigant Rakuten beispielsweise, welcher hierzulande als Online-Marktplatz und Mietshop-Anbieter in der E-Commerce-Branche bekannt ist und weltweit zu den zehn größten Internetunternehmen zählt, kündigte im Rahmen des Mobile World Congress an, einen eigenen Token heraus zu bringen. Dieser Rakuten-Coin könnte das bisherige Bonuspunkteprogramm, die Rakuten Super-Punkte, ablösen. Da Rakuten in verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv ist, ließen sich solche Rakuten-Coins über den Online-Marktplatz und über Landes- bzw. Währungsgrenzen hinweg als Zahlungsmittel einsetzen. Die enorme Reichweite solcher Rakuten-Coins lässt sich erahnen, wenn man bedenkt, dass über das bisherige Treuepunkteprogramm in den letzten 15 Jahren bereits ein Wert von über USD 9 Milliarden in Superpunkten ausgegeben wurde. 

 

Ein weiterer Anwendungsfall ist der Finanzdienstleister American Express. Über eine Blockchain soll ein Kundenbindungsprogramm abgewickelt werden, bei dem Händler einzelne Produkte mit besonders vielen Treuepunkten belohnen können. Bisher ließ sich das nicht bis auf Produktebene einschränken und es dauerte Länger, um neue Händler in ein solches Programm zu integrieren.

 

Logistik setzt auf die Blockchain

Die im Online-Shop erworbene Ware, ob in Bitcoin oder anderweitig bezahlt, muss letztendlich dem Kunden zugestellt werden. Die Blockchain-Technologie unterstützt an dieser Stelle ebenfalls. Wir berichteten bereits über den erfolgreichen Test einer Paketzustellung in den Kofferaum eines Porsche Panamera.Auch US-Handelsriese Walmart hat sich eine ähnliche Lösung patentieren lassen, bei der autonome Lieferfahrzeuge die Ware zustellen.

 

Viele Anwendungsfälle der Blockchain finden sich in der Rückverfolgbarkeit der Lieferkette, worüber wir bereits merhfach berichteten. Somit ließe sich für einen Online-Shop beispielsweise Vertrauen gegenüber den Kunden schaffen, wenn es um den Verkauf hochwertiger Güter geht. Mit Hilfe der Blockchain kann die Echtheit solcher Produkte manipulationssicher bestätigt werden. Klassisches Beispiel ist die Rückverfolgbarkeit von Diamanten.

 

Virtuelle Güter

Ein ganz spannendes, aber an dieser Stelle nur kurz angerissenes Thema ist der Verkauf virtueller Güter bzw. der Weiterverkauf gebrauchter virtueller Güter. Dabei kann es sich um Software, MP3 oder Bilder handeln. Bisher ist ein solcher Weiterverkauf gar nicht möglich. Das Blockchain-Spiel Cryptokitties zeigt jedoch spielerisch und sehr erfolgreich, wie sich mit dem Weiterverkauf einer digitalen Spielfigur Geld verdienen lässt. Der Inhaber solcher virtuellen Güter wird dabei in die Blockchain gespeichert, ebenso der Eigentümerwechsel. Es ist also immer erkennbar, dass es sich nicht um eine Kopie, sondern um einen rechtmäßigen Weiterverkauf handelt. Damit erschließen sich ganz neue Geschäftsfelder für den Online-Handel.

 

Gefahr der Disruption bestehender Online-Marktplätze

Das Projekt Ecoinmerce geht soweit, einen kompletten dezentralen Online-Marktplatz zu entwickeln. Hierüber lassen sich dann auch virtuelle Güter handeln.

Es wird einen eigenen Token geben mit ganz besonderen Vorteilen. Die Nutzer sollen damit nämlich entlohnt werden, wenn Produkte bewertet oder geteilt werden. Online-Shops sollen sogar ICO's über diesen Marktplatz realisieren können, d.h. Crowdfunding-Projekte mit der Ausgabe einer digitalen Währung. Eine Menge weiterer Features sind geplant, wie der Zusammenschluss vieler Kunden zu einem Gruppenkauf, um Rabatte zu erhalten. Bisher handelt es sich bei Ecoinmerce selbst noch um ein ICO-Projekt.

 

 

 

 

Einige der genannten Beispiele sind noch in der Entwicklung oder nur angedacht. Manches befindet sich in der Finanzierungs- oder Testphase. Erste Schritte in der Praxis sind getan. Große Konzerne mischen dabei mit. Klar ist, dass die Blockchain-Technologie ein riesen Thema mit Chancen und Gefahren für den Online-Handel ist. Die bestehende E-Commerce-Landschaft könnte sich zukünftig stark verändern. Grund genug, um sich bereits jetzt mit der Materie vertraut zu machen. Mit diesem Artikel haben wir dir hoffentlich eine Tür in diese Welt geöffnet und werden auch weiterhin darüber berichten.

 

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